Zweireihige vollrollige Zylinderrollenlager eignen sich, wenn:
- Lagerungen radial besonders hoch belastet werden ➤ Abschnitt
- neben besonders hohen radialen Kräften auch hohe axiale Belastungen aus einer oder beiden Richtungen von der Lagerstelle aufgenommen werden müssen (Stütz- oder Festlagerfunktion) ➤ Abschnitt
- Lagerungen sehr steif sein müssen
- Axialverschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse zwangfrei im Lager ausgeglichen werden sollen (bei Lagern mit Los- und Stützlagerfunktion) ➤ Abschnitt
- die sehr hohen radialen Belastungen bei niedrigeren Drehzahlen auftreten, d. h., die Lager nicht so drehzahlstark sein müssen, wie Zylinderrollenlager mit Käfig ➤ Abschnitt
- trotz sehr hoher Belastung raumsparende Konstruktionen gefordert sind
- die Lager für den leichteren Einbau zerlegbar sein sollen (Lager mit Loslagerfunktion) ➤ Abschnitt und ➤ Abschnitt.
Zylinderrollenlager mit Käfig/Lager einreihig vollrollig/Lager zweireihig vollrollig, Vergleich der Drehzahl und Tragfähigkeit
Cr = Dynamische Tragzahl
nG = Grenzdrehzahl
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Ausführungsvarianten
Das Standardsortiment der zweireihigen vollrolligen Zylinderrollenlager umfasst die:
- Reihen SL0248 und SL0249 (Loslager) ➤ Bild
- Reihe SL1850 (Stützlager) ➤ Bild
- Reihen SL0148 und SL0149 (Festlager) ➤ Bild
- Reihen SL0450 und SL04 (Zylinderrollenlager mit Ringnuten – Seilscheibenlager) ➤ Bild
- X-life-Lager ➤ Link.
Neben den hier beschriebenen Lagern liefert Schaeffler zweireihige vollrollige Zylinderrollenlager in weiteren Bauformen, Maßreihen und Abmessungen. Diese Produkte sind z. T. in speziellen Publikationen beschrieben. Bei Bedarf bitte bei Schaeffler anfragen. Größere Kataloglager GL 1.
Lager der Grundausführung – Standardsortiment
Kernmerkmale
Zweireihige vollrollige Zylinderrollenlager gehören zur Gruppe der Radial-Rollenlager. Diese Lager bestehen aus massiven Außenringen, Innenringen und vollrolligen Wälzkörpersätzen. Durch den fehlenden Käfig kann die höchstmögliche Anzahl von Wälzkörpern im Lager untergebracht werden. Die Rollen sind endprofiliert, d. h., sie fallen zu den Enden hin seitlich leicht ab. Aufgrund dieses modifizierten Linienkontakts zwischen den Wälzkörpern und Laufbahnen werden schädliche Kantenspannungen vermieden ➤ Bild. Die Lager des Standardsortiments unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Anordnung der Borde am Innen- und Außenring. Sie werden je nach Ausführung als Los-, Stütz- oder Festlager eingesetzt.
Reihen SL0248, SL0249
Lager mit Loslagerfunktion
Bei den Lagern dieser Reihen hat der Innenring drei feste Borde, der Außenring ist bordlos ➤ Bild. Dadurch können axiale Verschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse innerhalb bestimmter Grenzen ausgeglichen werden. Der Längenausgleich erfolgt während der Drehbewegung zwangfrei im Lager zwischen den Rollen und der bordlosen Laufbahn und ist damit praktisch reibungslos. Der maximale axiale Verschiebeweg s ist in den Produkttabellen angegeben. Die Lager werden als Loslager verwendet, d. h., sie können die Welle axial in keiner Richtung führen ➤ Abschnitt. Die Reihen SL0248 und SL0249 sind nicht selbsthaltend (der bordlose Außenring kann vom Lager abgezogen werden). Dadurch lassen sich die Lagerteile (Innenring mit dem Wälzkörpersatz und Außenring) getrennt voneinander montieren. Das erleichtert den Einbau der Lager ➤ Abschnitt.
Nach der inzwischen zurückgezogenen DIN 5412-9:1982 haben die Lager folgende Bezeichnung:
- SL0248: NNCL48..V
- SL0249: NNCL49..V
Eine Transport- und Montagesicherung im Außenring hält die Lager bei der Handhabung und beim Einbau zusammen ➤ Bild. Dieses Sicherungselement verbleibt auch nach dem Einbau im Lager und darf axial nicht belastet werden.
Zweireihiges vollrolliges Zylinderrollenlager – Loslager
Fr = Radiale Belastung
Transport- und Montagesicherung
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Reihe SL1850
Lager mit Stützlagerfunktion
Lager der Reihe SL1850 (Maßreihe 50) haben drei feste Borde am Innenring und einen festen Bord am Außenring ➤ Bild. Bei diesen Zylinderrollenlagern sind Axialverschiebungen der Welle gegenüber dem Gehäuse nur in einer Richtung möglich. Die Lager werden als Stützlager verwendet, d. h., sie können die Welle in einer Richtung axial führen ➤ Abschnitt.
Eine Transport- und Montagesicherung im Außenring hält die Lager bei der Handhabung und beim Einbau zusammen ➤ Bild. Dieses Sicherungselement verbleibt auch nach dem Einbau im Lager und darf axial nicht belastet werden.
Zweireihiges vollrolliges Zylinderrollenlager – Stützlager
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
Transport- und Montagesicherung
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Reihen SL0148, SL0149
Lager mit Festlagerfunktion
Bei diesen Lagern hat der Innenring drei und der Außenring zwei feste Borde ➤ Bild. Axialverschiebungen zwischen der Welle und dem Gehäuse sind nicht möglich. Die Lager werden als Festlager verwendet, d. h., sie können die Welle in beiden Richtungen axial führen ➤ Abschnitt.
Nach der inzwischen zurückgezogenen DIN 5412-9:1982 haben die Lager folgende Bezeichnung:
- SL0148: NNC48..V
- SL0149: NNC49..V.
Eine Transport- und Montagesicherung hält den geteilten Außenring zusammen ➤ Bild. Dieses Sicherungselement verbleibt auch nach dem Einbau im Lager und darf axial nicht belastet werden.
Zweireihiges vollrolliges Zylinderrollenlager – Festlager
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
Haltering
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Reihen SL0450..-PP und SL04..-PP – Zylinderrollenlager mit Ringnuten
Lager mit Festlagerfunktion, besonders zur Lagerung von Seilscheiben geeignet
Diese Lager bestehen aus massiven bordlosen Außenringen, Innenringen mit drei Borden, bordgeführten Wälzkörpersätzen und Dichtringen ➤ Bild. Die Außenringe haben Ringnuten für Sicherungsringe. Die Innenringe sind axial geteilt, 1 mm breiter als die Außenringe und durch einen Blechring zusammengehalten. Sie werden als Festlager eingesetzt (sind axial jedoch nur geringfügig belastbar) und bevorzugt zur Lagerung von Seilscheiben genutzt.
Leichte Reihe und Maßreihe 50
Zylinderrollenlager mit Ringnuten gibt es als leichte Reihe SL04..-PP und in der Maßreihe 50 als SL0450..-PP. Letztere ist höher belastbar als die leichte Reihe.
Umfangreiche Informationen zu Seilscheibenlagerungen enthält die technische Produktinformation TPI 237. Diese Publikation kann bei Schaeffler angefordert werden.
Zweireihiges vollrolliges Zylinderrollenlager mit Ringnuten – Festlager
Fr = Radiale Belastung
Fa = Axiale Belastung
Nuten im Außenring
Dichtringe
Blechring
Sicherungsringe
Seilscheibe
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X-life-Premiumqualität
Zweireihige vollrollige Zylinderrollenlager der Reihe SL1850 werden in vielen Größen als X-life-Lager geliefert. Gegenüber vergleichbaren Standard-Zylinderrollenlagern sind diese Lager wesentlich leistungsstärker. Erreicht wird das u. a. durch die geänderte Innenkonstruktion, die optimierte Kontaktgeometrie zwischen den Rollen und Laufbahnen, die bessere Oberflächenqualität und die optimierte Rollenführung und Schmierfilmbildung.
Vorteile
Höherer Kundennutzen durch X-life
Aus diesen technischen Detailverbesserungen ergibt sich eine Reihe von Vorteilen wie z. B.:
- eine günstigere Lastverteilung im Lager und damit eine höhere dynamische Belastbarkeit der Lager
- eine höhere Ermüdungsgrenzbelastung
- eine niedrigere Wärmeentwicklung im Lager
- ein niedriger Schmierstoffverbrauch und dadurch längere Wartungsintervalle, wenn nachgeschmiert wird
- eine messbar längere Gebrauchsdauer der Lager
- eine hohe Betriebssicherheit
- kompakt bauende, umweltfreundliche Lagerungen.
Austauschbar mit vergleichbare Standardlagern
Da X-life-Zylinderrollenlager die gleichen Abmessungen wie die entsprechenden Standardlager haben, können Letztere problemlos gegen die leistungsfähigeren X-life-Lager ausgetauscht werden. Damit sind die großen X-life-Vorteile auch für bereits bestehende Lagerungen mit Standardlagern nutzbar.
Niedrigere Betriebskosten, höhere Maschinenverfügbarkeit
In Summe verbessern diese Vorteile die Gesamtwirtschaftlichkeit der Lagerstelle deutlich und erhöhen damit die Effizienz der Maschine und Anlage nachhaltig.
Nachsetzzeichen XL
X-life-Zylinderrollenlager haben das Nachsetzzeichen XL im Kurzzeichen ➤ Abschnitt.
Anwendungsbereiche
Aufgrund ihrer besonderen technischen Merkmale eignen sich zweireihige vollrollige X-life-Zylinderrollenlager z. B. sehr gut für Lagerungen in:
- der Schwerindustrie (Stahlerzeugung)
- der Antriebstechnik (Getriebebau)
- Arbeits- und Baumaschinen
- Windturbinen (Getriebeanwendungen).
X-life steht für eine hohe Produkt-Leistungsdichte und damit für einen besonders großen Kundennutzen.
Für höchste radiale Belastungen ausgelegt
Abhängig von der Bauform nehmen zweireihige vollrollige Zylinderrollenlager neben sehr hohen radialen Kräften auch ein- oder beidseitig hohe axiale Belastungen auf:
- die Reihen SL0248 und SL0249 dürfen nur radial belastet werden
- die Reihe SL1850 ist radial und einseitig axial belastbar
- die Reihen SL0148 und SL0149 sind radial und beidseitig axial belastbar
- die Reihen SL0450..-PP und SL04..50-PP sind radial belastbar und zur Aufnahme moderater axialer Kräfte aus beiden Richtungen geeignet.
Höhere axiale Tragfähigkeit bei Lagern mit torusballiger Rollenstirn
An den Bordanlauf- und Rollenstirnflächen tritt weder Verschleiß noch Werkstoffermüdung auf
Bei Zylinderrollenlagern mit torusballigen Rollen (TB-Ausführung) wurde mit Hilfe neuer Berechnungs- und Fertigungsmethoden die axiale Tragfähigkeit deutlich verbessert. Eine spezielle Krümmung der Rollenstirnflächen ermöglicht optimale Berührungsverhältnisse zwischen den Rollen und Borden ➤ Bild. Dadurch werden axiale Flächenpressungen am Bord deutlich minimiert und ein tragfähigerer Schmierfilm aufgebaut. Liegen Standard-Betriebsbedingungen vor, werden dadurch Verschleiß und Ermüdung an den Bordanlauf- und Rollenstirnflächen vollständig verhindert. Zusätzlich verringert sich das axiale Reibungsmoment um bis zu 50%. Damit stellt sich im Betrieb eine deutlich niedrigere Lagertemperatur ein. Lager in torusballiger Ausführung.
Auf Anfrage sind die Lager der Reihe SL1850 ab dem Bohrungsdurchmesser d = 180 mm in TB-Ausführung lieferbar.
Kontaktgeometrie Rollenstirnfläche/Bordfläche – modifizierte Rollenstirnflächen
Zylinderrolle mit Innenring
Detail (keine maßstäbliche Darstellung)
Rollenstirn
Bord
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Belastungsverhältnis Fa/Fr
Verhältnis Fa/Fr ≦ 0,4 bzw. 0,6
Die Lager nehmen über die Borde am Innen- und Außenring einseitig axiale Belastungen auf ➤ Bild. Damit sie störungsfrei laufen (ein Verkippen der Rollen vermieden wird), müssen sie bei axialer Belastung gleichzeitig immer auch radial belastet werden. Das Verhältnis Fa/Fr soll dabei den Wert 0,4 nicht überschreiten. Bei Lagern mit torusballiger Rollenstirn (TB‑Ausführung) sind Werte bis 0,6 zulässig.
Eine ständige axiale Belastung ohne gleichzeitige radiale Belastung ist nicht zulässig.
Zulässige axiale Belastung
Einflussgrößen auf die axiale Belastbarkeit
Axiale Belastungen werden über die Lagerborde und die Rollenstirnflächen übertragen ➤ Bild. Die axiale Belastbarkeit des Lagers hängt damit im Wesentlichen ab von:
- der Größe der Gleitflächen zwischen den Borden und den Stirnflächen der Wälzkörper
- der Gleitgeschwindigkeit an den Borden
- der Schmierung an den Kontaktflächen
- der Lagerverkippung
- der Reibung.
Kraftfluss bei axialer Belastung – Stützlager SL1850
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Berechnung der zulässigen axialen Belastung – Zylinderrollen mit herkömmlicher Rollenstirn
Lager mit Standard-Rollenstirn
Aus der hydrodynamischen Tragfähigkeit des Kontaktes lässt sich die zulässige Axialbelastung Fa per berechnen ➤ Formel.
Zulässige axiale Belastung – Lager in Standard-Ausführung
Legende
Fa per |
N |
Zulässige, dauerhaft wirkende axiale Belastung. Um eine unzulässig hohe Erwärmung im Lager zu vermeiden, darf Fa per nicht überschritten werden
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Fa max |
N |
Maximale, dauerhaft wirkende axiale Belastung hinsichtlich Bordbruch. Um unzulässig hohe Pressungen in den Kontaktflächen zu vermeiden, darf Fa max nicht überschritten werden
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kS |
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Vom Schmierverfahren abhängiger Beiwert ➤ Tabelle. Der Beiwert berücksichtigt das Schmierverfahren des Lagers. Je besser die Schmierung und besonders die Wärmeabfuhr sind, desto höher ist die zulässige Axiallast
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kB |
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Von der Baureihe des Lagers abhängiger Beiwert ➤ Tabelle
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dM |
mm |
Mittlerer Lagerdurchmesser dM = (D + d)/2
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n |
min-1 |
Betriebsdrehzahl
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